Neben den inhaltlichen Forderungen soll die Europa-Initiative vor allem auch den Druck auf das Parlament und den Bundesrat erhöhen, eine eigene Lösung zur Rückgewinnung unserer Handlungsfähigkeit zu erarbeiten.
Eins muss den Bundesratsparteien und dem Bundesrat klar sein: Jeder ernsthafte europapolitische Entscheid wird eine ungeheure Zerreissprobe sein für die Schweiz. Die Europa-Initiative erhöht den Druck, diese letztlich unvermeidbare Zerreissprobe auf parlamentarischem Weg herbeizuführen. Die Initiative steht in einem ergänzenden, nicht in einem konkurrenzierenden Verhältnis zu einer parlamentarischer Lösung.
Wie schon Ende Mai 2021, als der Bundesrat das Rahmenabkommen in die Tonne getreten hat, wird auch in Zukunft das Risiko bestehen, dass die institutionelle Politik nicht bereit ist, das für einen europapolitischen Kompromiss benötigte politische Kapital aufzubringen. In diesem Fall verhindert die Europa-Initiative die vollständige Aufgabe unserer europapolitischen Handlungsfähigkeit.
Die Verhandlungen des Bundesrats über die Zukunft der Schweiz in Europa, ein allfälliger parlamentarischer Lösungsweg wie das Europagesetz und die Europa-Initiative müssen daher parallel zueinander vorangetrieben werden. Operation Libero wird, zusammen mit einer wachsenden Koalition, ungemütlich bleiben.